SRH Campus Dresden
Forschung

Weniger Lebensmittelabfälle in der All-Inclusive-Hotellerie

Studie zeigt, wie sich das Verhalten der Verbraucher positiv beeinflussen lässt

Lebensmittelverschwendung - ein Thema, das aktueller denn je ist. Jährlich werden in der Europäischen Union circa 88 Mio. Tonnen Lebensmittel entsorgt. Einer der Hauptverursacher ist das Gastgewerbe, und dabei allen voran die All-Inclusive Hotels. Dort landen bis zu 60 %
der erworbenen Lebensmittel im Müll. Zum einen ist dies ethisch sehr bedenklich, leiden doch noch immer über 1 Mrd. Menschen weltweit an Hunger. Aber auch in Hinblick auf unnötigen Ressourcenverbrauch und überflüssigen Emissionsausstoß durch die Produktion der entsorgten Lebensmittel bedarf dieser Zustand einer deutlichen Veränderung.


Grund genug für Prof. Dr. Hannes Antonschmidt, Professor für Hotelmanagement an der SRH Dresden School of Management, sich diesem Thema wissenschaftlich zu nähern. Kürzlich veröffentlichte er zusammen mit Prof. Dr. Dagmar Lund-Durlacher, emeritierte Professorin am Department for Tourism and Service Management der Modul University Vienna, eine experimentelle Studie. Diese widmet sich der Frage, mit welchen Instrumenten sich das Verhalten von Hotelgästen beeinflussen lässt, um Lebensmittelabfälle in All-Inclusive-Hotels zu verringern. In Auftrag gegeben wurde die Studie von Futouris e.V., einer Nachhaltigkeitsinitiative der deutschen Tourismuswirtschaft.


Zuerst wurden dazu grafische Kommunikationsmittel wie Poster und Tischaufsteller entwickelt. Diese stellen dar, wie sich Lebensmittelabfälle mit einfachen Verhaltensänderungen vermeiden lassen. Im Anschluss wurden diese in Hotels auf der Ferieninsel Gran Canaria getestet. Vorab wurde ohne Einsatz von Kommunikationsinstrumenten innerhalb einer Woche die Menge der noch essbaren Lebensmittelabfälle pro Gast gemessen. Vor der zweiten Testphase wurden die Informationsmaterialien in verschiedenen Bereichen des Hotelrestaurants verteilt. Im Nachgang wurde erneut innerhalb einer Woche der Anteil der vermeidbaren Lebensmittelabfälle pro Gast ermittelt. Das Ergebnis: Die noch essbaren Tellerreste
wurden um 14,4 % reduziert.


Zusätzlich wurden die Gäste zur Wahrnehmung der Kommunikationsinstrumente an unterschiedlichen Positionen im Hotelrestaurant befragt. Die größte Aufmerksamkeit bekamen hier bei weitem die Informationen direkt am Gästetisch. Mehr als die Hälfte der befragten Gäste gab an, diese vollständig gelesen zu haben. Dies deutet auf eine intensive Auseinandersetzung mit der Botschaft hin, sodass angenommen werden kann, dass die Kommunikationsinstrumente an diesem Kontaktpunkt am meisten Einfluss auf die Verringerung der noch essbaren Lebensmittelabfälle hatten.

„Die ermutigenden Ergebnisse zeigen, dass sich Konsumverhalten auch im Urlaub ad hoc beeinflussen lässt“, erläutert Prof. Dr. Antonschmidt. „Man muss den Gästen stärker bewusst machen, dass sie es als Nachfragende selbst in der Hand haben, wie und in welchem Überfluss die Hotels Speisen anbieten. Aber auch die Hotels selbst müssen ihre Gäste selbstbewusster in ihre Nachhaltigkeitsstrategie miteinbeziehen“,
so Antonschmidt weiter.


Die Designvorlagen und die Ergebnisse der Studie flossen u.a. in den Leitfaden „Sustainable Food Tools – Instrumente für die Gästekommunikation“ mit ein. Dieser kann kostenfrei auf den Seiten von Futouris e.V. heruntergeladen werden.
 

Prof. Dr. Hannes Antonschmidt

Professor für Internationales Hotelmanagement